Pruegelknaben

Im Grunde kann man aus so ziemlich jedem Gegenstand ein orffsches Instrument basteln, um die angeborene menschliche Freude am Rasseln und Klopfen auszuleben. Nur eine gewisse Robustheit ist dabei quasi Grundvoraussetzung, will man nicht unbedingt zimperlich zur Sache gehen. Und da wir alle kraftvoll und enthusiastisch dem Rhythmus verfallen sind, bilden metallische Gegenstände unser Instrumentarium, entsprechend unseres offiziellen Vereinsnamens „Verein zur Erhaltung der Kultur der musikalischen Schlagtechnik mit Hölzern auf Metall“.

Oelfass

Die Grundausstattung sind 200-Liter-Stahl-Fässer mit einer Höhe von neunzig Zentimetern und einem Durchmesser von 60 Zentimetern, die in jedem Fall schwarz-rot zu sein haben und uns in dieser Form dankenswerter Weise von der Firma Elaskon kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Darüber hinaus ist mittlerweile jedes Fass mit dem BLECHLAWINEN-Logo besprüht.

Standard 225 Liter Ölfass

Auf diese Fässer wird mit eigens angefertigten Buchenholzstöcken eingeschlagen. Je nach Anschlagsort des Stocks auf den hochgewölbten Rand des Fasses, die Mitte des Fassdeckels oder die Fassseite, oder auch die Stöcke gegeneinander ergibt sich somit ein unterschiedliches Klangspektrum.

Früher hatten die Stöcke eine Länge von vierzig Zentimeter und einen Durchmesser von vier Zentimeter. An dieser Variante halten einige hartgesottene Mitspieler auch noch fest. Mittlerweile hat sich aber eine neue schlankere Stockvariante mit drei Zentimetern Durchmesser durchgesetzt. Damit kann man zwar nicht so laut, dafür aber umso schneller trommeln.

Im Laufe seines Lebens als Schlaginstrument verändert sich das Klangspektrum jedes jungfräulichen Fasses. Zunächst einmal muss es ‚eingespielt’ werden, um unerwünschtes und hässliches Nachhallen zu unterdrücken. Irgendwann ist es dann so weit, dass der Deckel unter der Dauerbelastung reißt und das Fass zu schnarren beginnt. Dann wird das Fass umgedreht und der Boden des Fasses bearbeitet, der sich mit jedem Schlag weiter nach unten eindellt, so dass der Klang des Fasses beinahe in Richtung Steel Drum geht. Irgendwann ist der Boden aber so weit eingedrückt, dass man das Fass nicht mehr vernünftig spielen kann, und dann wird es aussortiert. Zwischen ‚Jungfrau’ und ‚Schrott’ macht ein Fass dabei typischerweise nicht mehr als zehn Auftritte mit. Grenzwertig klingende Fässer dürfen noch ein kurzes Gnadenbrot im Proberaum fristen, bevor es dann auf den Müll geht.

Die Stöcke haben eine deutlich kürzere Lebensspanne. Es gab schon Auftritte, bei denen besonders energische Mitspieler fünf Stöcke in Folge zerschlagen haben. Das anfallende Splitterholz eignet sich übrigens vorzüglich zum Beheizen eines Kamins.

Bassfass - Ein Fass ohne Boden

2008 kamen zu den Standardfässern, mit einem hauptsächlichen Klangspektrum im Mittelfrequenzbereich, neue Bassfässer dazu.

Bassfässer

Hierfür wird der obere Deckel eines Fasses entfernt und mit Hilfe von einem 24-Zoll Spannreifen, Spannklauen und M6-Gewindestangen durch ein 24-Zoll Bassdrumfell ersetzt. Nach einigem Ausprobieren sind wir hier bei Remo 24’’ Powerstroke 3 Creal Bass Fellen angelangt, die den druckvollsten und gleichzeitig saubersten Klang liefern. Zunächst wurde nur ein Bassfass verwendet, mittlerweile benutzen wir zwei mit leicht unterschiedlicher Tonlage. Bespielt werden die Bassfässer mit Meinl SB1 Samba Beatern mit Aluminiumgriff. Zuvor wurden ähnliche Beater mit Holzgriffen verwendet, aber bei schweißtreibenden Auftritten verloren diese zunehmend an Griffigkeit und wurden zu Geschossen in Richtung Publikum oder umstehende Mitspieler.

Bremsscheiben

Ebenfalls im Sommer 2008 haben wir das rein perkussive Klangspektrum verlassen und aus einem Satz von siebzehn ausgedienten Bremsscheiben ein Metallophon in A-Dur-Stimmung hergestellt.

Bremsscheiben-Metallophon in A-Dur

Da die einzelnen Bremsscheiben bis zu siebzehn Kilogramm wiegen, hat das Gesamtinstrument ein Gewicht von deutlich über hundert Kilogramm. Weil es sich aber trotz dieses hohen Gewichts in der Lautstärke nicht gegen 20 Olfässer durchsetzen kann, kommt es meist nur bei kleineren Veranstaltungen zum Einsatz. Dennoch ist es auf der neuen CD FASSzination vertreten und bei mehreren Lieder wie z.B. dem „Zwing“ zu hören.